Ansprechangst - Den Kindergarten überstehen.
Ansprechangst. Warum eigentlich?
Erinnert euch an den Kindergarten. Ihr seid in kleinen Gruppen gewesen, habt z.B. mit Holzklötzen gespielt und standet dabei unter Aufsicht der Kindergärtnerinnen. Sie achteten darauf, dass ihr in der Gruppe euren festen Platz habt. Ihr solltet euch so verhalten, wie es den Kindergärtnerinnen und auch gegenüber euren Eltern nach deren Vorstellung richtig ist. Ihr wurdet von allen seiten so erzogen, nicht unangenehm aufzufallen. Und seid ihr es mal, so wurdet ihr früher oder später bestraft. Was hat die Bestrafung im Kindergarten mit dem Ansprechen von Frauen zu tun?
Die Bestrafung führt irgendwann dazu dass Angst entsteht, etwas zu tun, das auf Ablehnung stosst. Angst gegenüber gesellschaftlicher Ablehnung; sich blamieren und bloss gestellt werden. Als Erwachsener ist diese Angst dann, wenn eine fremde Frau angesprochen wird. Die Frau könnte ja schlecht reagieren, einen ignorieren oder gar beschimpfen. Konsequenz: Ablehnung und Blamage vor anderen.
Frauen ansprechen ist aber im Grunde genommen nicht anders als die Zeit im Kindergarten. Ihr spielt mit etwas, es sind nur nicht mehr die Bauklötze. Die Kindergärtnerinnen von damals sind heutzutage die Leute auf der Strasse, die euch beobachten beim spielen: Sie werden euch nicht rügen, aber sie belächeln oder beneiden euch wenn ihr anders spielt als diese selbst. Und diese spielen nicht mehr oder nur noch ganz selten und an gewissen Orten: ihnen wurde gesellschaftlich beigebracht, dass es nicht üblich ist auf der Strasse oder im Supermarkt oder im Zug zu spielen. Für sie gibt es das Spiel nur an dafür markierten Orten: Es sind die Clubs und Bars, welche als Austragungsorte zugelassen sind.
Ihr spielt also auf dafür nicht markiertem Gebiet. Entscheidend ist nun: Die Regeln setzt ihr euch auf diesem Gebiet logischerweise selbst, weil sie ja sonst keiner setzt. Ihr habt also die volle Kontrolle darüber. Diese Regeln sehen beispielhaft wie folgt aus:
1. Ich bin hier in der Stadt und spiele mein eigenes Spiel.
2. Die Bauklötze von damals sind die heutigen "HBs".
3. Die Strasse gehört im Grunde genommen mir, da im jeweiligen Moment sonst keiner dort spielt.
4. Die Bauklötze liegen überall herum. Es ist meine Aufgabe, die passenden zu finden. Sie warten alle darauf, gefunden zu werden. Es liegt an mir, welche ich haben möchte und welche nicht.
5. Passt ein Bauklotz nicht, so ist es diesem seine Schuld. Es kann gar nicht meine Schuld sein, da es ja mein eigenes Spiel ist und die Bauklötze darauf warten gefunden zu werden. Und nicht umgekehrt.
6. Passt ein Bauklotz, so liegt es an ihm zu beweisen dass er auch wirklich zum Spiel gehört. Denn passt er nicht, so wird es weitere geben die ihm folgen können.
Sinn der Regeln ist keineswegs, Frauen mit Bauklötzen gleichzusetzen: dies auf gar keinen Fall! Es geht mit der Ersetzung des Begriffs "Frau" einzig darum, dieses hochstehende Wort durch ein spielerisches zu ersetzen. Schliesslich ist es in der männlichen Denkweise ein Unterschied, ob nun diese eine tolle Frau angesprochen wird, oder nur getestet wird ob zwei Elemente zusammenpassen ( = Bauklötze). Ein spielerischer Zusammenhang räumt dem ganzen etwas Lockerheit bei.
Eine Abfuhr ist somit keine Niederlage oder Blamage mehr, sondern lediglich ein nicht ganz passender Bauklotz. Zeit den richtigen Bauklotz zu finden! ;-)
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